Frohe Weihnachten!

Auf meiner Facebook-Seite habe ich es ja versprochen. Heute gibt es exklusiv und nur für meine treuen LeserInnen eine Geschichte mit allen Protagonisten. Okay, ein paar kennt ihr noch nicht, aber die lernt ihr im kommenden Jahr kennen. Ich hoffe, euch gefällt meine Geschichte. Wenn ja, lasst mir doch einen Kommentar da. Vielleicht schreibe ich die Geschichte fertig und mache ein Buch daraus. 

 

 

Ein ganz besonderes Weihnachtsfest

„Leo!“, brüllte Melissa energisch und knallte die Wagentür so fest zu, dass Flynn, ihr Border Collie, erschrocken bellte. „Sorry, Babybär. Aber dein Herrchen treibt mich in den Wahnsinn.“ Zärtlich streichelte sie über sein weiches Fell und kraulte die seidigen Ohren. „Leo, wir müssen los. Der Flieger wartet nicht auf uns.“

„Ich komme doch schon“, brummte der gerade gerufene und schleppte seinen Armee-Sack die breite Treppe vor ihrem Haus hinunter. „Glaube mir, wir schaffen das rechtzeitig.“ Liebevoll drückte er seiner Freundin einen Kuss auf die roten, wilden Locken.

Sie waren auf dem Weg zum Flughafen, von wo aus sie nach Aspen im Bundesstaat Colorado fliegen würden. Normalerweise hätte Flynn in einer Hundebox fliegen müssen, aber da es ihm in letzter Zeit nicht so gut ging, hatte Juliette, seine Tierärztin und ihre Freundin, ein Attest ausgestellt. Nun hatte er einen eigenen Platz und würde zwischen ihnen sitzen.

„Ich freue mich schon so, mit allen Weihnachten zu feiern. Und Schnee liegt auch, zumindest sagt das das Internet“, plapperte Melissa aufgeregt.

„Das wäre mega. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt Ski gefahren bin.“ Leo grinste sie an. Wie all seine Kollegen von der Wache in Heaven liebte er es, sich im Freien auszutoben. In Texas konnte er so gut wie nie Ski fahren, umso mehr freute es sich auf Colorado.

Am Gate wurden sie schon von ihren Freunden erwartet. Alle waren da: Nelly und Rik, Caroline und Neil, sogar Mike mit Juliette und den süßen Zwillingen Emma und Rose und ihrem Hund Marcus. Auch dieser hatte eine Bescheinigung im Flieger sitzen zu dürfen. Immerhin war er ein Rettungshund!

Aufgeregt steuerten sie alle Richtung check-in und gaben ihr Gepäck auf.

Keine Stunde später saßen sie alle im Flugzeug.

„Geht es dir gut, Kleines?“, fragte Rik seine Frau. „Du siehst ein wenig blass um die Nase aus.“

„Ich fliege nur nicht so gerne“, antwortete ihm diese. „Aber zum Glück dauert der Flug ja nicht so lange.“

Caroline, die hinter ihnen saß und das Gespräch belauscht hatte, lächelte wissend. Ihr Mann Neil, Riks Bruder, stieß sie mit der Schulter an. „Ich bin gespannt, wann sie es ihm sagt“, flüsterte er.

Erstaunt schaute sie ihn an. „Du weißt es auch?“

Leise lachte Neil. „Honey, man muss schon blind sein, um es nicht zu bemerken.“ Er drückte einen Kuss auf die hellblonden Locken seiner Liebsten. „Ich hoffe nur, dass du es, wenn wir mal Nachwuchs erwarten, nicht so lange verschweigst.“

Auf der anderen Seite des Ganges saßen Juliette und Mike, jeder von ihnen ein Kind auf dem Schoß. Mittlerweile waren die Mädchen 5 Monate alt und der ganze Stolz ihres Vaters. Wenn man Mike nicht kannte, wurde man zunächst von seinen unzähligen Tattoos abgeschreckt, dabei war er die Liebenswürdigkeit in Person.

Nach weiteren drei Stunden landeten sie. Die anderen Passagiere waren froh, endlich das Flugzeug verlassen zu können, denn Marcus und Flynn hatten in den schmalen Gängen Fangen gespielt und alle mit ihrem Gekläffe erschreckt. Doch auf ein Handzeichen von Mike waren beide still geworden und zu ihren Plätzen zurückgekehrt.

„Schatz?“, rief Juliette, kaum dass sie den Flieger verlassen hatten. „Emma braucht eine neue Windel.“ Suchend schaute sich Mike um, doch nirgends war ein Waschraum, den er als Mann mit Kind auch betreten durfte.

„Immer das gleiche“, knurrte er. „Überall werde ich als Vater diskriminiert. Okay, dann muss ich es halt hier erledigen.“ Er hatte kein Problem damit, die Stinkbomben seiner Töchter zu wechseln. Für ihn gehörte das ganz einfach dazu. Außerdem hatte er schon ganz andere Krisen überstanden. Kurzerhand zog er seine warme Jacke aus, legte sie auf einen der Stühle und seine Tochter darauf. „Dann wollen wir mal, Kadett“, grinste er und kitzelte sie am Bauch. Das glucksende Lachen der Kleinen zauberte allen ein Lächeln ins Gesicht.

Juliette konnte sich gar nicht satt sehen an diesem Bild. Mike strahlte so viel Liebe und Zufriedenheit aus, dass ihr Herz fast explodieren wollte. Vergessen waren die schweren Zeiten, die sie beide hatten durchstehen müssen.

Plötzlich umschlossen sie von hinten starke Arme. Erschrocken quietschte sie auf. Auch Mike hob den Blick und grinste dann. Okay, wenn er nicht in den Angriffmodus ging, konnten diese Arme zu einem gehören. „Bonjour ma frere“, begrüßte sie ihren Bruder Gaspard.

„Bonjour ma chérie. Wie ich sehe, lässt du deinen Mann wieder für dich arbeiten“, lachte er und zog seine kleine Schwester an sich. „Ich habe dich vermisst“, murmelte er in ihre Locken.

„Ich dich auch.“ Juliette schlang ihre Arme um seine schmale Taille und blinzelte dabei an ihm vorbei. Hinter ihm stand eine bildschöne Blondine, die sie nun beide anlächelte. Widerstrebend löste sie sich von ihrem Bruder. „Du musst Charly sein“, begrüßte sie die junge Frau. „Willkommen in unserer Familie.“ Herzlich drückte sie Charly.

„Danke. Und danke, dass ich mit euch Weihnachten feiern darf“, sagte Charlotte, genannt Charly, mit einem Zittern in der Stimme.

„Hey, das ist doch klar“, rief nun auch Mike, der endlich fertig war mit Windeln wechseln. „Schön, dass ihr da seid.“

„Wir haben noch ein paar Freunde mitgebracht. Juliette, kennst du noch Thomas und Francois?“, wollte Gaspard wissen und deutete hinter sich. Dort standen zwei große dunkelhaarige Männer, neben sich jeweils eine Frau.

„Wie könnte ich die vergessen?“ Stürmisch umarmte Juliette die beiden und drückte auch gleich deren Freundinnen. „Kaum zu glauben, dass sie nun auch in festen Händen sind.“

„Hallo Kleines“, sagte Thomas mit seiner tiefen Stimme. „Das ist Ella, meine Verlobte.“ Gott, was war sie als Kind in den besten Freund ihres Bruders verknallt gewesen. Sie wusste gar nicht, wie oft hatten sie die Ferien in dem Haus am Meer nahe Bordeaux verbracht hatten und ihm angeschmachtet hatte.

„Lass dich knutschen“, grinste Francois und drückte ihr auch gleich einen Schmatzer auf die Wange, was ihm einen bösen Blick von Mike einbrachte. „Das ist Simone. Wir sind zusammen oder so ähnlich.“ Nervös fuhr er sich durch die Haare und grinste dann. „Ist kompliziert.“ Alle stimmten in sein ansteckendes Lachen ein.

„Mit ‚kompliziert‘ kennen wir uns aus“, schmunzelte Leo und legte seinen Arm um Melissa. „Glaub mir, wir sind Experten darin.“

Ella und Simone schauten sich an und lächelten. Sie fühlten sich schon jetzt wohl in dieser verrückten Runde.

„Lasst uns endlich ins Hotel fahren. Die Babys müssen gefüttert werden“, kommandierte Juliette sie Richtung Ausgang. Der hoteleigene Bus brachte sie alle auf dem kürzesten Weg zur Luxusanlage oben in den Bergen. Je höher der Wagen fuhr, desto mehr Schnee lag. Alles sah wie mit Puderzucker überzogen. Einfach traumhaft schön.

„Es ist so lieb von Mikes und Juliettes Eltern, uns diesen Urlaub zu bezahlen“, sagte Nelly, ihre Hand in Riks Pranke schiebend.

„Allerdings“, erwiderte er. „Wir hatten alle ein ganz schön anstrengendes Jahr und die Ruhe hier wird uns guttun, denke ich.“ Endlich war wieder ein wenig Farbe in das eh schon schmale Gesicht seiner Frau gekehrt. Scheinbar ging es ihr wieder besser und es war nur der Flug gewesen, der sie so mitgenommen hatte.

Im Hotel angekommen, nahm man ihnen sofort das Gepäck ab. Die Hotellobby war festlich geschmückt und es roch wie auf einem Weihnachtsmarkt. Die riesige Tanne in der hinteren Ecke war mit funkelnden Glaskugeln und Kristallen geschmückt. Alles leuchtete und sah atemberaubend aus.

„Nein, das glaube ich nicht!“, schrie auf einmal Melissa. „Adam Davis wird hier auftreten! Und sein supporting act ist Kilian Jones!“

„Wer?“, brummte Leo.

„Na, Adam Davis. Ich kenne ihn aus New York. Wir haben mal im gleichen Haus gewohnt. Was mit seiner kleinen Schwester passiert ist, war einfach schrecklich. Wenn ich das damals schon gewusst hätte. Bestimmt hätte ich ihm bei der Suche helfen können.“

„Nur gut, dass du das nicht mehr musst, denn ich habe sie gefunden.“ Diese tiefe, melodische Stimme würde sie überall erkennen. Sie drehte sich um und fiel einem großgewachsenen Mann mit strahlend hellblauen Augen um den Hals. „Adam! Wie schön!“

„Ähm, würdest du uns bitte bekannt machen, Schatz?“, knurrte Leo hinter ihr.

„Oh, entschuldige. Leo, das ist mein alter Freund Adam“, stellte sie die beiden einander vor.

„Freut mich, Mann“, erwiderte Adam. „Hat es nun doch einer geschafft, diesen Wildfang zu zähmen.“

„Mich auch. Endlich mal jemand aus der Vergangenheit meiner Süßen. Ich dachte schon, sie hätte keine anderen Männer gekannt, bevor ich sie gefunden habe.“ Die beiden, fast gleich großen, Männer reichten sich die Hände.

„Darf ich euch im Gegenzug meine Frau Sara vorstellen?“ Adam zog eine zierliche Frau an sich, deren rotblonde Locken ihr schmales Gesicht umschmeichelten. „Sara, das ist Melissa. Ich habe dir von ihr erzählt.“

Die beiden Frau umarmten sich, als würde sie sich schon immer kennen.

„Ach, und bevor ich es vergesse, Melissa. Das ist Amelia, meine kleine Schwester mit ihrem Freund Jan.“ Ein weiteres Pärchen trat in ihren Kreis. Dass sie die Schwester von Adam war, sah man an den Augen, deren Farbe bei beiden gleichermaßen faszinierend war.

Der junge Mann, der mit dem Gitarrenkoffer in der Hand, nun zu ihnen trat, grinste breit. „Wenn sich hier alle vorstellen machen, dann schließe ich mich an. Hey, ich bin Kilian, der Bruder von Sara und werde mit dem großen Meister zusammen die Bühne rocken.“

Juliette, die mit Mike und den Kindern etwas abseits des Trubels stand, bemerkte eine Frau, die das Geschehen mitten in der Hotelhalle beobachtete. Auch Nelly schien sie gesehen zu haben, denn sie stupste Juliette an. „Wer ist das? Kennst du sie?“, wollte sie wissen.

„Nein, aber ich denke, sie gehört auch zu den Musikern dazu. Nur scheint es mir, als würde sie sich nicht recht wohl fühlen“, antwortete Juliette. Sie drückte Mike das Baby auf den anderen Arm und ging zu der attraktiven Frau.

„Hi, ich bin Juliette. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht“, begrüßte sie sie.

„Nicht, dass ich wüsste. Ich bin Isabelle, Kilians Managerin“, sagte sie mit leiser Stimme. „Ihr sorgt für einen ganz schönen Trubel hier. Und ich dachte immer, nur Musiker wären so laut.“

Juliette kicherte. „Du hast noch nicht unsere Feuerwehrmänner kennengelernt. Glaub mir, die nehmen es mit allen auf.“

Isabelle schaute sie erstaunt an. „Das sind Feuerwehrmänner? Die sind aber nicht beruflich in Aspen, hoffe ich.“

„Nein, wir machen Urlaub. Und nicht alle sind Brandbekämpfer. Neil ist Historiker, ein echter Professor.“ Sie deutete auf Carolines Mann. „Aber glaub mir, der kann genauso Party machen wie alle anderen.“

Thomas, der gerade vom check-in kam, sah, wie seine Freundin Ella bleich wurde. Schnell stellte er sich vor sie und griff nach ihrem Arm. „Was ist los, ma chere? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“

Ella ließ sich auf einen der bequemen Sessel fallen, schaute zu ihm hoch. „So könnte man sagen. Siehst du den Mann dort mit der schwarzhaarigen Frau und dem Kleinkind? Ich kenne ihn. Allerdings kann das unmöglich sein, dass er hier ist.“

Thomas hockte sich vor sie und legte seine Hand an ihre Wange. „Warum nicht?“

„Ich kenne ihn nicht persönlich, aber wir haben in der Galerie in Paris ein Bild von ihm. Nur stammt das aus dem Jahr 1911.“

„Vielleicht ist das ein Enkel oder so von dem Mann auf dem Bild“, versuchte er sie zu beruhigen, aber Ella schüttelte energisch den Kopf.

„Non, ganz bestimmt nicht. Er hat wie der Mann auf dem Gemälde eine Narbe über der rechten Augenbraue. So etwas kann man nicht vererben“, flüsterte sie.

Melissa, die die Diskussion verfolgt hatte, setzte sich nun neben Ella. „Ich verspreche dir, wir werden das aufklären. Bis jetzt bin ich noch jedem Geheimnis auf die Schliche gekommen. Nicht umsonst bin ich eine der besten Journalistinnen in den USA.“

Dankbar lächelte Ella sie an. „Ihr seid alle so lieb.“

Rik klatschte in die Hände. „Auf, wir können in unsere Zimmer. Wir treffen uns dann nachher zum Essen“, scheuchte er sie auf. Es dauerte eine Weile, aber dann kehrte Ruhe in die Lobby ein. Nur ein Paar wartete darauf, ihr Zimmer zugewiesen zu bekommen.

Helena, die schwarzhaarige Frau aus Deutschland, der der Trubel nicht entgangen war, lächelte ihren Mann an. „Ich glaube, du sorgst mal wieder für Aufsehen. Dabei wollten wir doch einfach mal nur Urlaub machen und entspannen.“

Ihr Mann, der auf den Namen Nikolai hörte, legte seine Arme um sie und küsste sie auf die Stirn. „Das werden wir, ich verspreche es.“ Er hob die große Tasche auf die Schulter und zog den Griff des Koffers nach oben. „Wir werden das schönste Weihnachtsfest aller Zeiten haben.“

Das kleine Mädchen strahlte ihn von unten an. „Wo ist der Weihnachtsmann, Papa? Kommt der auch hierher? Weiß der denn, dass wir in Amerika sind?“ 

„Der kommt noch, Alexandra. Du wirst sehen, er wird uns auch hier finden. Er findet uns immer, egal in welcher Zeit oder an welchem Ort wir sind.“ Das blaue Leuchten, das von ihm ausging und nun auf seine Tochter überging, als er sie auf die Wange küsste, hatte zum Glück niemand gesehen. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0